Digitale Konferenz Naming Solutions
Am 2. Juli veranstaltete NAMED die Online-Konferenz "Naming Solutions", auf der wir zentrale Ergebnisse unserer Studie präsentierten und diskutierten. Der Einladung zur digitalen Konferenz folgten Abgeordnete des Europäischen Parlaments ebenso wie Vertreter*innen von NGOs, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und der Wissenschaft.
In der ersten Rede des Tages gab der Europaabgeordnete Loránt Vincze einen kurzen Überblick über die Geschichte der Arbeitsmigration in Rumänien und hob hervor, wie politische und wirtschaftliche Faktoren die Migration von Rumänen nach dem Ende des Eisernen Vorhangs geprägt haben. Herr Vincze beschrieb auch die aktuellen Herausforderungen, die die Arbeitsmigration für Rumänien mit sich bringt. Er brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Coronavirus-Pandemie ein Weckruf für die europäischen Institutionen sei, Saisonarbeiter im Ausland besser zu schützen.
Der Europaabgeordnete Erik Marquardt, nannte die Fälle von Covid-19-Ausbrüchen in Schlachthöfen als aktuelles Beispiel für die generell problematische Situation von Arbeitsmigranten in der EU und drängte darauf, die Inklusionsbemühungen zu verstärken. Die Frage der Bildung von Arbeitsmigranten ist, wie Marquardt betonte, nicht nur eine Frage der Qualifizierung von Arbeitskräften oder des Eingehens auf individuelle Bedürfnisse, sondern eine Frage des Aufbaus einer besseren Gesellschaft für alle.
Dr. Kamila Kamińska-Sztark, Erziehungswissenschaftlerin an der Universität von Wrocław und Präsidentin der Association for Critical Education in Wrocław, sprach über die Erfahrungen von Lernenden mit Migrationshintergrund während der Pandemie. Bezugnehmend auf das Beispiel der Bildung für Kinder aus Migrantenfamilien in Wrocław während des Lockdowns veranschaulichte Dr. Kamińska-Sztark die umfassendere Bedeutung von Bildung für die soziale Eingliederung.
Nach einer ersten Fragerunde stellte Dominik Hammer zentrale Ergebnisse der NAMED-Interviewstudie vor. Es folgte eine Diskussion über die Studie und ihre Ergebnisse, aber auch über praktische Lösungen und politische Vorschläge zur Unterstützung von Arbeitsmigranten.
Die digitale Konferenz „Naming Solutions“ war gut besucht und bot uns eine hervorragende Plattform zur Präsentation und Diskussion unserer Studie. Das NAMED-Team möchte sich bei den Gastrednern, der Gastrednerin und allen Konferenzteilnehmer*innen für ihre Beiträge und Fragen bedanken. Trotz der Herausforderungen, die digitale Formate immer mit sich bringen, stellten die Diskutant*innen unterschiedliche Perspektiven vor, trugen zu einer interessanten Diskussion bei und verhalfen unserer Veranstaltung so zum Erfolg.
Auch auf der Internetseite von Herrn Vincze wurde über unsere Veranstaltung berichtet.
Named als Beispiel für Good Practice
Die Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung hat auf ihrer Website einen Artikel über das Projekt NAMED als Beispiel für Good Practices laufender Erasmus+-Projekte veröffentlicht. Den Artikel finden Sie hier.
Zweite Learning Activity Durchgeführt
Vom 15. Juni bis zum 17. Juni hielt NAMED seine zweite Joint Staff Short Term Learning Activity ab. Da die aktuelle Coronavirus-Pandemie ein persönliches Treffen nicht zuließ, führten wir die Lernaktivität online durch. Während unseres dreitägigen Workshops lernten wir viel über die Erstellung von Lehrplänen, Kursen und Lehrmethoden, die auf die Bildung von Migrant*innen zugeschnitten sind, sowie über Online-Tools für das Lehren und Lernen. Neben Präsentationen enthielten unsere Workshops auch Schulungsübungen, die uns halfen, das Gelernte zu verinnerlichen und zu reflektieren. Wir möchten an dieser Stelle unseren Gastrednerinnen, Maria Butyka, Andrea Kovács Hitter und Jelena Stasinic für ihre aufschlussreichen Vorträge danken, Durch die Learning Activity sind wir nun gut vorbereitet, um die zweite Phase unseres Projekts in Angriff zu nehmen, die Erstellung eines Querschnittscurriculums für Arbeitsmigrant*innen.
Unsere Studie ist Online
Im Rahmen unseres Projekts haben wir eine soziologische Studie über die Bildungsbedarfe von Arbeitsmigrant*innen durchgeführt. Diese Studie ist jetzt auf unserer Website veröffentlicht. Die englische Version der Studie finden Sie hier. Eine deutschsprachige Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.
Epale-Blogpost zu unserem Projekt
Auf EPALE, der E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa, wurde ein Post zu unserer Studie und der darin verwandten Methode veröffentlicht. Sie finden den Post hier.
Research Notes: Interviewvorbereitung
Die Daten, auf die wir uns in unserer Studie stützen, bestehen hauptsächlich aus narrativen Interviews, die wir mit Arbeitsmigrant*innen in der EU geführt haben. Während ein sorgfältiger Umgang mit den Daten in jedem Forschungsprojekt wichtig ist, müssen zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, wenn Forscher*innen an der Generierung der Daten beteiligt sind (in unserem Fall durch die Ko-konstruktion von Daten in den Interviews). Lange bevor die Interviews geführt wurden, begannen wir, uns hierauf vorzubereiten. Nachfolgend beschreiben wir einige Aspekte, denen wir bei unseren Vorbereitungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet haben:
- Sicherstellung von Informed Consent (Einwilligung der Interviewpartner*innen nach erfolgter Aufklärung). Dazu gehört auch, dass die Interviewpartner*innen verstehen, wie ihre Daten gespeichert und verarbeitet werden und warum und welche Rechte sie in Bezug auf das Interviewmaterial haben. Es bedeutet auch, die Interviewpartner*innen darüber zu informieren, wer Zugang zu ihren Daten hat und wie sie anonymisiert werden. Dies ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, um die EU-DSGVO einzuhalten, sondern auch ein Gebot der Forschungsethik. Darüber hinaus trägt die Information der Interviewpartner*innen zu einer offenen, positiven Gesprächsatmosphäre bei. Informed Consent bildet damit den Grundstein für ein informationsreiches Interview, in dem Interviewpartner*innen ihre Geschichten frei erzählen.
- Den richtigen Zeitpunkt finden. Die Befragung von Arbeitsmigrant*innen bedeutet, Menschen zu interviewen, die viel arbeiten, einschließlich (oft unbezahlter) Überstunden. Das bedeutet, dass Interviews häufig nur am Abend oder am Wochenende stattfinden können. Bei Interviews außerhalb der Heimatstadt der Forscher*innen bedeutet dies, ein Hotel zu suchen und die Reise vorzubereiten zu müssen.
- Sich Zeit nehmen. Die Dauer von Interviews, insbesondere von offenen, narrativ-biographischen Interviews, hängt davon ab, was die Interviewpartner*innen erzählen und wie. Forscher*innen sollten vermeiden, einen Eindruck von Eile oder Hast zu vermitteln und bei der Zeitplanung von einem langen Interview ausgehen. Zudem ist es ratsam, eine frühe Anreise zu planen und genügend Zeit für die Suche nach dem Interview-Standort einzukalkulieren.
- Den richtigen Raum finden. Im Allgemeinen sollte das Interview in einem Raum mit guter Akustik und wenig bis gar keinen Störungen geführt werden. Das Wichtigste ist jedoch, dass das Interview in einem Raum stattfindet, in dem sich die Interviewpartner*innen wohlfühlen. Dies kann bedeuten, einen separaten Raum in einem Café zu reservieren oder die Interviewpartner*innen zu Hause besuchen. In einigen Fällen kann es bedeuten, das Interview per Telefon oder Videoanruf zu führen. In solchen Fällen muss sichergestellt werden, dass die verwendete Software DSGVO-konform ist.
- Vorbereitung der Ausrüstung. Dazu gehört auch, sicherzustellen, dass der Recorder vor jedem Interview funktioniert und immer Ersatzbatterien mit sich zu führen. Das Wechseln der Batterien oder das Aktivieren eines Ersatzaufnahmegeräts während des Interviews kann den Erzählfluss der Interviewpartner*innen unterbrechen. Darüber hinaus könnte das Wechseln von Geräten bedeuten, dass das Interview mit geringerer Klangqualität aufgezeichnet wird. Neben dem Aufnahmegerät sollten die Forscher*innen immer einen Kugelschreiber und ein Notizbuch mit sich führen, sowohl für Notizen während des Interviews als auch für die ersten Memos, die idealerweise unmittelbar nach dem Interview geschrieben werden sollten.
Research Notes: Warum wir in unserer Studie narrative Interviews verwenden
Biografisch-narrative Interviews werden häufig verwendet, um Daten für die Analyse der Lebenswege einer Person zu generieren. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Biografie eines Menschen eine Synthese aus sozialen und individuellen Faktoren darstellt, die seine Lebensgeschichte prägen. Die Analyse von Biografien ermöglicht es uns daher, sensibel auf innere Triebkräfte des Verhaltens einer Person, den Einfluss des sozialen Umfelds der Person sowie auf die Auswirkungen größerer sozialer, wirtschaftlicher und politischer Trends zu reagieren. Der Nutzen biografischer Methoden zur Analyse der Situation von Arbeitsmigrant*innen ist nicht neu. Tatsächlich ist einer der Meilensteine der modernen Migrationsforschung gleichzeitig ein Meilenstein der biografischen Forschung in den Sozialwissenschaften. Die Studie „The Polish peasant in Europe and America“, die fünf Bände umfasste und erstmals 1918 von William Isaac Thomas und Florian Znaniecki veröffentlicht wurde, enthält ein Buch, das sich mit dem „Life Record of an Immigrant“ befasst. In diesem Buch analysieren Thomas und Znaniecki Briefe und andere biographische Quellen, um einen tieferen Einblick in die sozialen Strukturen und persönlichen Erfahrungen zu erhalten, die für das Phänomen der Migration von Polen in die Vereinigten Staaten von Amerika eine Rolle spielen. In Bezug auf die Auswahl der Daten bemerken die Autoren:
„In analyzing the experiences and attitudes of an individual we always reach data and elementary facts which are not exclusively limited to this individual’s personality but can be treated as mere instances of more or less general classes of data or facts, and can thus be used for the determination of laws of social becoming“(S. 6).
Etwas weiter unten auf der gleichen Seite führen sie aus:
„We are safe in saying, that personal-life records, as complete as possible, constitute the perfect type of sociological material, and that if social science has to use other materials at all it is only because of the practical difficulty of obtaining at the moment a sufficient number of such records to cover the totality of sociological problems, and of the enormous amount of work demanded for an adequate analysis of all the personal materials necessary to characterize the life of a social group“(S.6-7).
Man muss die Hierarchisierung der biografischen Daten als wichtigste soziologische Daten durch die Autoren nicht teilen, um den Vorzug eines biografischen Ansatzes für die Erstellung umfassender soziologischer Daten zu erkennen.
Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Interviews mit biografischen Narrativen als Methode zur Datenerzeugung besteht darin, dass die Befragten (in unserer Studie verwenden wir den Begriff „Interviewpartner“, der die gemeinsame Gestaltung des Interviews hervorhebt) mehr Kontrolle über den Interviewprozess haben. Indem die Menschen ihre Geschichte ohne Unterbrechung erzählen können, und Rückfragen aus der Erzählung abgeleitet werden, kann eine „Verhöratmosphäre“ vermieden und Misstrauen überwunden werden. Dies ist besonders wichtig, wenn man mit Interviewpartnern aus einer Gruppe spricht, die häufig Feindseligkeiten ausgesetzt sind, z. B. Arbeitsmigrant*innen.
Die von uns geführten biografisch-narrativen Interviews haben bestätigt, dass unsere Wahl der Interviewmethode richtig war. Sie haben uns umfangreiche Daten geliefert und wir haben immer wieder positive Rückmeldungen von unseren Interviewpartnern erhalten.
Multiplier Event in Brüssel geplant
Im Mai 2020 werden die Projektpartner in Brüssel mit EU-Parlamentariern sowie ausgewählten Bildungs- und Migrationsexperten die Ergebnisse der Studie auswerten und diskutieren. Wir sind gespannt!
Projekt-Logo entwickelt
Unser Projekt NAMED hat nun ein eigenes Logo. Wir finden es sehr gelungen! Ein herzlicher Dank an unsere Projektpartner von FEPS, die die Idee meisterhaft umgesetzt haben!
Projekttreffen in Hannover
Im Mai 2019 trafen wir uns in Hannover. Die Bearbeitung der Studie hat bereits begonnen, sodass methodische Erwägungen und weitere Planungen im Zentrum standen.
Berichterstattung über das Projekt
Die Vorsitzende der KEB Deutschland hat in ihrem Jahresbericht 2018 über unser Projekt berichtet. Wir fühlen uns geehrt!
Erstes Projekttreffen in Breslau
Im September 2018 trafen wir uns als Projektpartner erstmalig in Breslau, um uns kennen zu lernen und das Projekt zu planen.